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Reet

„Es wird immer schwieriger Firmen zu finden, die dieses Material verarbeiten.“

Holger Kelm
Gebäuderestaurator Fachrichtung Holz

Holger Kelm

Reetdach – eine Handwerkskunst

Es gibt verschiedene Varianten, Reet zu verarbeiten: Es wird gebunden, genäht oder geschraubt. Das Reet auf den Dächern im Freilichtmuseum wird in Bündeln an die Dachlatten gebunden und bildet so eine wasserfeste Schicht. Ursprünglich waren viele der Häuser mit langhalmigem Roggenstroh gedeckt. Dafür erforderliche Roggensorten werden jedoch nicht mehr angebaut. Deshalb wird heute im Museum Reet (Schilfrohr) als Ersatz für Roggenstroh verwendet.

Es gibt verschiedene Vorteile von Reetdächern. Sie bieten eine gute Isolierung, da das Schilfrohr eine natürliche luftgefüllte Schutzschicht bildet, die sowohl im Sommer als auch im Winter den Temperaturausgleich unterstützt. Diese Eigenschaft sorgt für ein angenehmes Raumklima.

Reetdächer können mehrere Jahrzehnte halten. Sie müssen jedoch regelmäßig gewartet werden, da das Schilfrohr anfällig für Verrottung und Schädlingsbefall ist. Es gibt heute nur noch wenige Firmen, die das Handwerk der Reetdachdeckung anbieten. Im Schnitt braucht eine Person für einen Quadratmeter ca. eine Stunde Arbeitszeit.

Was liegt da auf dem Dach?

Der Mindener Hof aus dem Landkreis Nienburg befindet sich seit dem Ende der 1960er Jahre im Museum.

Das Niederdeutsche Hallenhaus wird im Zustand um 1800 dargestellt und hat ein für die Zeit typisches Reetdach. In dieser Saison wird das Dach durch eine Firma neu eingedeckt.

Reet (Schilfrohr) ist ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff. Für die Nutzung als Dachdeckungsmaterial zeichnet es sich durch hohe Festigkeit bei gleichzeitiger Stabilität aus und ist sehr witterungsbeständig. Auch für das Klima im Haus bringt es günstige Eigenschaften mit. Im Sommer hält ein Dach aus Reet kühl, während es im Winter isoliert. Reet ist in Mitteleuropa früher nur regional für Dacheindeckungen verwendet worden

und zwar in der Nähe von Seen, Mooren und größeren Feuchtgebieten, wo Schilfrohr in großen Mengen wuchs und geerntet werden konnte.

Die Häuser im Freilichtmuseum hatten an ihren Original- standorten stattdessen Dacheindeckungen aus langhalmigem Roggenstroh. Dafür erforderliche Roggen- sorten werden heute nicht mehr angebaut. Deshalb wird heute im Museum Reet als Ersatz für Roggenstroh verwendet.