Transkript anzeigen Abspielen Pausieren

Restaurierung

„Meine Aufgabe ist es Spuren am Holz zu lesen und die Restaurierung sensibel umzusetzen!“

Tobias Striewe
Gebäuderestaurator Fachrichtung Holz

Tobias Striewe

Gebäuderestaurierung

Das Museum feierte 2021 sein 50. Jubiläum! Im Laufe der Geschichte sind die Gebäude seit den 1960er Jahren nach und nach aufgebaut worden. Der Museumsentwicklungsplan hat sich in den Jahren allerdings verändert. Während es in der Anfangszeit galt, die Gebäude zu retten – vor Ort abzubauen und im Gelände einzulagern – wird heute genau überlegt, welcher Gebäudetyp ins Museumskonzept passt und daraufhin gezielt nach den fehlenden Gebäuden gesucht.

Auch die Techniken und Materialien, mit denen die Gebäude wieder- aufgebaut werden, haben sich verändert. Für die Holzrestauratoren im Zimmerer- und Tischlerhandwerk gab es während der Museums- geschichte nicht nur Erfolgsgeschichten, sondern auch Sackgassen.
In der frühen Aufbauphase des Museums nutzten die Restauratoren moderne Gasbetonsteine (Ytong) für die Füllungen der Gefache, denn dieser Porenbetonstein ließ sich leicht verarbeiten. Auch moderne Kalksandsteine und Gitterziegel (Hochlochziegel) wurden zur Ausmauerung der Gefache verwendet. Heute werden ausschließlich historisch authentische Materialien (Backstein und Kalkmörtel oder Lehmsteine) für die Ausfachungen verwendet – wenn nicht sogar das Original vollständig erhalten wird, wie bei der Ganzteiltranslozierung

Restaurierung im Wandel der Zeit

Heute werden bei allen Holzarbeiten Prinzipien des konstruktiven Holzschutzes zugrunde gelegt. Auch die Restauratoren im Tischlerhandwerk achten bei der Restaurierung von Fenstern und Türen darauf, chemiefreie und rein bauliche Maßnahmen zu ergreifen, die das Holz vor Feuchtigkeit schützen oder zu

einer schnelleren Trocknung führen sollen. Dazu gehören spezielle Profilformen oder das Einbringen von Abschrägungen, eindringendes Wasser kann über schräge Fugen besser nach außen ablaufen. Gegen aufsteigende Feuchtigkeit wurde Teerpappe oder Dichtungsschlemme zwischen Schwelle und Backsteinsockel eingebracht. Heute ist es eher üblich, diese Barriere unterhalb der ersten zwei Sockelschichten einzubringen.

Beim Aufbau oder der Restaurierung von Fachwerk- hölzern müssen häufig schadhafte Stellen ersetzt werden. Dabei gehen die Restauratoren möglichst substanzschonend vor. Kleinere Risse oder Spalten werden mit leinölgebundener Holzrisspaste mit Füllstoffen wie Holzspänen ausgefüllt. Größere Schäden werden mit entsprechenden Passstücken aus Holz repariert. Im Verlauf eines Balkens schneiden die Restauratoren die Stücke trapezförmig aus, damit sie nicht rausfallen.

Seit den 1970er Jahren kamen an Fachwerkbauten häufig Silikonfugen zwischen Ausfachung und Bauhölzern zum Einsatz. Die Nutzung versprach das Verhindern von eindringendem Wasser. Im Laufe der Zeit stellte sich allerdings heraus, dass das Wasser trotz Silikonfuge in den Zwischenraum gelangte, aber nicht wieder ablaufen konnte – so entstanden erst recht schwere Feuchte- schäden. Das Material hielt nicht, was es versprochen hatte. Heute werden die Gefache wieder bündig mit dem Holz verputzt.