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Böden

„Einfach kann jeder – das Verlegen nach historischem Vorbild ist eine Herausforderung!“

Cevdet Güngör
Gebäuderestaurator Fachrichtung Stein

Cevdet Güngör

Besonderes Pflaster

Schon immer gab es eine große Vielfalt an Fußbodenbelägen außerhalb und innerhalb von Gebäuden: Ob Lehmdeele, Picksteinplaster, Kiesel- pflaster, Ziegelpflaster, Sandsteinplatten, Holzdielen, Steinzeugfliesen usw., es gab schon immer zahllose Möglichkeiten eines Fußbodendekors. Eine individuelle Gestaltung war keine Seltenheit und hing von den unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen der Räume ab.

Ein Beispiel dafür ist das Kieselpflaster im Westmünsterländer Hof. Als Küchenfußboden musste er sehr strapazierfähig sein, es wurde viel und auch mit Wasser gearbeitet. Für derartige Anforderungen eigneten sich vor allem Steinfußböden. Die Pflastersteine wurden im Westmünsterland auf den Äckern oder auch an Flussrändern aufgesammelt. Durch Form, Farbe und Verlegeart konnten Fußboden- flächen individuell gestaltet werden. Im Westmünsterländer Hof befindet sich ein prächtiges Kieselpflaster aus Granit. In den Küchenfußboden wurden im Zentrum ein zweifarbiges Radkreuz und die Jahreszahl 1847 eingearbeitet. An der Feuerstelle des Kamins liegt ein besonderes Kleinpflaster, das nicht aus Naturstein besteht, sondern aus einem Abfallprodukt der Töpfereien, den sogenannten „Esterkes“, gebrannten Steinzeug-Riemchen.

Vielfältige Bodenbeläge

Das Kieselpflaster im Westmünsterländer Hof ist besonders dekorativ. Es wurden Kiesel mit unterschiedlicher Farbigkeit und Größe verbaut und die gestalterischen Möglichkeiten ausgenutzt. Der Küchenfußboden

stammt von einem Nachbarhof und wurde 1847 verlegt. Im Zentrum ist ein zweifarbiges Radkreuz mit der entsprechenden Jahreszahl eingearbeitet. Dieses Kiesel- pflaster setzt sich zusammen aus Lesesteinen (Granit).

Das Kleinpflaster am Kamin besteht aus sogenannten „Esterkes“, Steinzeug-Riemchen aus gebranntem Ton. Diese wurden ursprünglich als Stapelhilfen im Töpferhandwerk verwendet und galten nach einmaligem Gebrauch als Abfallprodukt. Teile des Pflasterbodens wurden als unzerlegte Blöcke geborgen und in Detmold unverändert wieder eingebaut. Die Steinrestauratoren ergänzten die Fehlstellen entsprechend der Originalflächen.

Um eine Fläche in dieser Form zu legen, wurde und wird auch heute noch zuerst ein Raster von etwa einem Quadratmeter angelegt. Anschließend legen die Restau- ratoren die Steine wie ein Puzzle in den erdfeuchten Mörtel. Ist ein Teilstück fertig, hauen sie die Steine mittels eines Holzbrettes in das Mörtelbett, sodass eine ebene Fläche entsteht. Zuletzt werden die Fugen mit Mörtel versiegelt.