Familie Stöcker zieht ein
„Idyllisch gelegenes Einfamilienhaus, solide gebaut mit Garten in Burgholdinghausen sucht neue Mieter mit handwerklichem Geschick.“ So oder so ähnlich hätte wohl eine Anzeige für die Suche nach einem neuen Pächter Ende des 19. Jahrhunderts als Beschreibung für das Haus Stöcker klingen können.
Die jüdische Geschichte des Hauses endete im November 1871 mit dem Ende des Pachtverhältnisses der Familie Meier. Ein neuer Pächter musste gefunden werden. Dieser sollte nicht nur das Haus und den Garten bewirtschaften, sondern auch in der Rentei der Verwaltung des Freiherrn von Fürstenberg für Lohn arbeiten übernehmen.
Die erste Generation der Familie Stöcker
Im Januar 1872 scheint ein neuer Pächter gefunden zu sein: Es ist der 49-jährige Ludwig Stöcker, der seit 1856 mit Justine Birkelbach verheiratet ist. Sie haben zwei gemeinsame Kinder: Ludwig, genannt Heinrich, 18 Jahre alt, und Wilhelm, 14 Jahre alt. Ludwig Stöcker ist gelernter Zimmermann und arbeitet als Platzmeister auf der benachbarten Stahlhütte, zeitweise ist er auch als Bergmann in der dazugehörenden Grube beschäftigt. Als gelernter Zimmerman übernimmt er auch Holzhauerarbeiten für den Freiherrn. Mit einer Pacht von 56 Talern und einer Laufzeit von fünf Jahren wird am 15. April 1872 der Pachtvertrag unterzeichnet.
Zu dem Haus gehörten laut einer Inventarliste von 1884 drei steinerne Kuhtröge und eine Wasserpumpe mit Bleirohr – diese Einrichtung gab es noch bis 1958!